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KI im Museumsarchiv

Die Open-Source-Spracherkennung Whisper von OpenAI (dem Schöpfer von ChatGPT) transkribiert Audiodateien in erstaunlich guter Qualität. Die Sprach-KI arbeitet sich durch minuten- bis stundenlange Aufzeichnungen und liefert dazu auch Zeitmarken. Noch kann Whisper bei Aufnahmen mit
mehreren Sprechern allerdings nicht zwischen den einzelnen Personen unterscheiden.

Da ich mich gerade mit einem Konvolut an Interviews beschäftige, habe ich Whisper versuchsweise auf eine der digitalisierten Interview-Sprachdateien losgelassen. Da die geinterviewte Person starken fränkischen Dialekt gesprochen hat, hätte ich eigentlich nicht erwartet, dass dabei etwas Brauchbares herauskommt. Doch das Ergbnis ist interessant. Hier ein kleiner Auszug aus der von Whisper produzierten Interview-Transkription:

Und wie ist das denn mit dem Fleisch?
Wie haben Sie den Fleisch haltbar gemacht?
Ja, da, wenn in Winter geschlachtet worden ist,
da hat man früher halt alles eingeweckt,
was so Bratenfleisch war und so was, hat man viel eingeweckt.
In Gläser.
Das hat man früher gehabt.
Also das Einwecken hat man ganz früher schon gekannt.
Solange ich war, hat man das schon gemacht.
Und außerdem hat man es eben auch eingesalzen,
dann in so einen Tonständer.
Da hat man das Fleisch eingesalzen.
Und das Rauchfleisch, das ist alles,
also die Schinken, das ist geräuchert worden.
Das hat man geräuchert.
Und das ist dann …
Das ist am Boden.
In einer Extrakammer ist das aufbewahrt worden.
In einer Extrakammer?
Also da war nur das geräucherte Fleisch drin?
Ja, so eine Backkammer, wo eben luftig war,
wo das Luft gehabt hat.
Und das eingesalzene Fleisch, da ist nur Salz reingekommen?
Ja.

Geschichte des Gugelhupfs – der traditionelle Festtagskuchen

Wissenschaftlicher Überblicksaufsatz [erschienen in der Zeitschrift „Franken unter einem Dach“, Zeitschrift für die fränkischen Freilandmuseen, Heft 44 (2022), S. 31-50] zur Geschichte des Gugelhupfs, der die verschiedenen Namen ableitet, die besondere Form erklärt, die Entwicklung des Rezepts auf Basis einer repräsentativen Auswahl historischer Rezepte darstellt, seine symbolische Bedeutung aufzeigt, seine Funktion in Fest- und Brauch darstellt und seinen sozialen Ort mit Quellen belegt und darstellt wie ihn verschiede Regionen für sich mit Herkunftsgeschichten beanspruchen, um schließlich ein barockes Origialrezept zu rekonstruieren.

Gugelhupf – Annäherung an ein barockes Kuchenrezept

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Gleich zwei Gugelhupfformen stehen griffbereit im Schüsselrahmen über dem Herd des Bauernhauses aus Herrnberchtheim im Fränkischen Freilandmuseum. Das geräumige Haus wurde 1772 erbaut. Seine elf Kammern und Stuben zeugen vom relativen Wohlstand seiner Bewohner. 1907–12 wurde das Haus umgebaut und die Küche vergrößert. Den gemauerten Backofen verlegte man dabei ins Zentrum des Hauses. Er ist direkt von der Küche aus zu bestücken. In dieser Küche wird bei vielen Veranstaltungen und Festen des Freilandmuseums gekocht und gebacken.

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Waldmeisterbowle – Soloauftritt für ein seltenes Gewürzkraut

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Zu besonderen Gelegenheiten wird im Fränkischen Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken Bowle serviert. Bei der Veranstaltung „Küche und Kochen im Wandel der Zeit“ kann man die Entwicklung der Kochtechniken und der zeittypischen Gerichte bei einem Gang durch die Häuser des Museums nacherleben. Im Stahlhaus aus Nerreth werden beispielsweise Speisen prä-sentiert, die bei Cocktailpartys in den Fünfziger und Sechzigerjahren beliebt waren. Die Bowle durfte bei diesen Gelegenheiten selten fehlen. Als Waldmeisterbowle bietet sie einen Soloauftritt für das seltene Maikraut. Diese „Wildkräuterküche“ weckt bei älteren Museumsbesuchern nostalgische Erinnerungen an gesellige Feiern. Um den Frühlingsmonat Mai gehörig zu feiern, verrate ich hier ein schönes Maibowle-Rezept, das am nächsten Tag auch kein Kopfweh ergeben sollte.

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Eierbier – Fastenspeise, Flip und Festtagstrank

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Eierbier – warmes Bier mit Milch und Ei – erschien mir zuerst ein Kuriosum zu sein. Begonnen hat meine Erfahrung mit Eierbier mit einem Rezept von Käthe Lenhart, die aus dem Sudetenland flüchten musste und dann in Ipsheim gelebt hat. Bei Nachforschungen in der histo-rischen Kochbuchliteratur stellte es sich dann aber als ein Grundrezept der traditionellen Küche heraus, das im Laufe der Zeit unter ganz verschiedenen Vorzeichen – von der Fastenspeise bis zum Flip – angeboten wurde. Zu meiner Überraschung waren meine Testtrinker von dem ungewöhnlichen Trunk ganz begeistert..

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© Dr. Margarete Meggle-Freund
Kulturwissenschaftlerin
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