Münchner Stadtmuseum Das Münchner Stadtmuseum am St. Jakobs Platz zeigt Dokumente zur Stadtgeschichte, behandelt aber auch in Form von Sonderausstellungen Themen zur internationalen Zivilisations- und Kulturgeschichte.
Im Rahmen unseres Proseminars: Arbeitstechniken im Museum. Auf dem Weg zu einer Ausstellung „Im Gewand der Gegenwart“, besuchten wir die Ausstellung „Typisch München“ im Münchner Stadtmuseum am 02.07.2008 . In der Ausstellung „Typisch München“ werden über 400 Exponate präsentiert, viele davon werden zum ersten Mal die Geschichte und Geschicke einer Stadt illustrieren, die für viele - zu Recht oder zu Unrecht - als eine der bevorzugten Plätze auf der Welt gilt. So fanden wir uns an dem besagtem Tag um 09:45 vor dem Eingang des Museums zusammen, acht Teilnehmer (sieben Frauen und ein Mann) und die Dozentin Dr. Margarete Meggle-Freund. Der Kurs bekam eine Führung durch Dr. Isabella Belting, die Leiterin der Modeabteilung im Münchner Stadtmuseum ist.
Die Modesammlung besitzt über 60.000 Exponate, wie uns von der Fr. Belting mitgeteilt wurde, und umfasst Schmuck, historische Kleidung und Modetextilien. Da das Museum nicht über viele Räume verfügt, wurde vom Stadtrat beschlossen das Modemuseum zu schließen und als Abteilung dem Münchner Stadtmuseum anzugliedern. Da dieses keine eigenen Räume besitzt, wird heute lediglich ein geringer Anteil der Modeexponate im Stadtmuseum präsentiert.
Als Erstes besichtigten wir im Erdgeschoss einen Raum mit mittelalterlichen Rüstungen und Waffen, der an die früherer Funktion des Gebäudes als Zeughaus der Stadt München erinnert. In dem Kontext konnten wir Metallrüstungen auch als eine Art Kleidung betrachten. Ins Auge fällt sofort das die Rüstungen ziemlich kleiner Statur sind. Vor dem Raum hängt ein Bild eines Ritters der Gewinner eines Ritterturniers war. Auf dem Bild ist auch die Puppenfigur seiner Angebeteten, in roten Gewändern abgebildet, um dessen Hand er angehalten hat, nachdem er das Turnier gewann.
Von da aus ging es in den ersten Stock welcher sich durch weiße Wände, gedämpftes Licht und Parkettboden auszeichnete. Dem Betrachter fiel als erstes ein Running Sushi Fließband ins Auge, auf dem jedoch bayerische Speisen und Gerichte kreisten. Von da an gingen wir gerade aus in ein stilgerecht ausgestattetes Zimmer mit Exponaten, welche einer gemeinsamen Epoche zuzuordnen waren. In dem Zimmer konnten Möbel, Geschirr, Vitrinen und Bilder an den Wänden besichtigen werden, wobei die Wände jedoch nicht mit Tapeten der Epoche ausgestattet waren. Durch Nachfrage erfuhren wir, dass selbst original Vorhänge aus der Zeit für das Zimmer vorhanden waren, diese aber nicht ausgestellt werden.
Der Weg zum ersten Kleidungsexponat führt an einem Wandtext vorbei, welcher ein Zitat Ludwigs I. wiedergibt: „Ich werde nicht ruhen bis München wie Athen aussieht!“ Das erste Kleidungsstück war ein Hausmantel blauer Farbe, dessen Besitztümer Ludwig I. gewesen war. Diesen Hausmantel soll er sechzig Jahre lang (und darauf war er stolz) getragen haben.
Das zweite Kleidungsstück befand sich dem ersten gegenübergestellt im Raum, ein Kleid der “Schönen Münchnerin”, also ein Trachtenexponat, ein Kleid aus rosa farbenem Stoff mit einem weißen Spitzentuch. Dieses Design wurde besonders durch die Reihe schöner Münchnerinnen aus der Schönheitengalerie Luwigs I. bekannt, bei welcher junge Frauen in Münchner Tracht mit Schmuck abgebildet wurden. Das volkstümliche Motiv lässt sich ebenso auf Broschen wie auf Streichholzschachteln der Zeit wiederfinden.
Das dritte Exponat der Kategorie Textilien war eine Brandfahne aus Leinen, welche rot bemalt war und die zur Anzeige eines Brandes innerhalb der Stadtmauern gehisst wurde. Im zweiten Stock befand sich ein weiteres, ausgestattetes Zimmer mit grünen Tapeten. Es sollte das Wohnzimmer einer gesellschaftlich gehobenen Familie aus der Zeit des dritten Rokoko darstellen. Neben der Einrichtung war hier zusätzlich ein Kleid ausgestellt. Bei diesem handelt es sich um ein typisches Stück aus dem Max Schulze Modesalon. Die Merkmale eines üppig geschnittenen, hervorgewölbten Brustbereiches, einer durch ein Korsett zusammengeschnürten Taille, welche wiederum in einen ausgestellten Rock mündet, gaben diesen Kleidern den Namen „S-Linie“. Kleine Horrorgeschichten über die ungesunde Tragart dieses Kleidungsstückes, welche teilweise mit Rippenbrüchen verbunden war, förderte die Vorstellungskraft gegenüber den damaligen Modeidealen. Ärzte und Mediziner unterstützten damals die Gegenbewegungen der Korsettmode.
Das nächste Zimmer zeigte Jugendstilmöbel, war für uns jedoch nur auf Grund eines Wandbehanges von Interesse. Die goldene Stickerei auf grauem Tuch stellte ein überdimensionales Alpenveilchen dar. Das Stück ist ein Werk des münchner Jugendstildesigners Obrist Hermann. Im Volksmund wurde es „Der Peitschenhieb“ genannt. Das Exponat ist auf Grund der Sensibilität der Textilien nur als Kopie ausgestellt. Im letzten für uns relevanten Ausstellungsraum wurde ein Bierzelt nachgestellt. Die typische Atmosphäre sollte dem Besucher durch Bierbänke und Trachtenmoden tragende Figurinen näher gebracht werden. Hierbei wurden klassische Elemente mit der Alltagsmode von heute gepaart. (Führt das zu Kindern?)
Wir genossen die kompetente Führung, obgleich nur ein geringer Teil der Ausstellungsstücke von speziellem Interesse für das Thema unseres Proseminars waren. Am Konzept des Museums bleibt zu bemängeln, dass die Ausstellungstexte ausschließlich auf deutscher Sprache verfasst waren, obwohl sich die Ausrichtung auch explizit an Touristen wendet.
Adi Kapetanovic