Mode, so postuliert Lehnert, wird erst in stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen zum Thema. Ausdifferenzierung führt dazu, dass Tracht Gruppenzugehörigkeit nicht mehr definieren kann und Mode als doppelter Distinktionsmechanismus erscheint. Sicherer Umgang und auch Interpretation von modischen Accessoires wird schwierig und uneindeutig, schafft aber Individualisierung zugleich mit Gruppenzugehörigkeit. Mode ist so gesellschaftlich konstruiert und Ausdruck und Folge der kapitalistischen, funktionaldifferenzierten, modernen Gesellschaft. Lehnert betrachtet den Zusammenhang Kultur und Mode und kommt zu dem Schluss, dass Mode als elementares, strukturierendes Element unseres Lebens einen Bereich bildet, in dem sich eine Kultur aushandelt.Flüchtigkeit und Dauer oder auch Modernität der Mode definiert sich durch die Ambivalenz des Schönen und Ewigen. Das Streben „schön“ zu sein ist tief verankertes Ideal und dadurch kulturhistorisch determiniert, da es im Wandel von Ort und Zeit variiert. Dadurch hat auch Mode nicht Bestand. Lehnert nennt einen „Reiz der Mode“, dass sie eine „Dauer der Vergänglichkeit“ (Lehner, S. 254) garantiere. Nichts verschwindet ganz und mit Vergangenheit kann spielerisch umgegangen werden. Mode bezieht sich immer wieder rück, aber wiederholt Themen oft ohne die Bedeutungszuschreibung von einst. Lehnert bewertet dies nicht, nennt es eine Quelle für Kreativität. Als zweites Merkmal der Modernität der Mode sieht Lehnert ihr Potential zur Verknüpfung von Kunst und Leben. Losgelöst von der Nutzenfunktion ist der Mode zugeschrieben Kunst zu sein, Kunst alltagsfähig zu machen. Mode definiert so auch unsere Standards von Schönheit und Körper immer wieder neu, sie definiert Ästhetik und inszeniert. Lehnert betrachtet generell einen erweiterten Modebegriff, der über Kleidung und Einrichtung hinausgeht und Sprache und Körpersprache mit einbezieht. Grundlegend fasst sie die These, dass Mode eine weitere Handlungsart ist - „cultural performance“ (Ebd., S.260). Mode schafft Identität, konstruiert Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit und als kulturelles Handeln erschafft es somit ein Gesamtbild. In jeder Interaktion ist also etwas „modisches“ zu finden, das Individuum ist nicht losgelöst davon zu betrachten. (Wagner, Juglreiter)