Der Gürtel und die Taille - Inszenierungen von Weiblichkeit

 Verspielt, verloren, zerbrechlich... 1)

Von der Korsage zum Gürtel sind es rund 200 Jahre. In den 1950ern
kommt man zurück auf die anziehende Wirkung der Taille,
und betrachtet man die Mode seitdem, ist es eine weitere Runde
im Wechsel des Spiels um das Zeigen und Verstecken der
körperlichen Mitte. Und gerade jetzt finden wir ihn wieder:
den Taillengürtel.

„Alle wollen eine Wespentaille!“ 2)
Frauen als ewig durch ihren Körper definierte Gattung, so könnte
man meinen, verfolgen noch immer das gleiche Ideal. Als modisches
Accessoire konstruiert der Taillengürtel ein geschnürtes Bild ihres
Körpers und verhilft der Trägerin zu Darstellungen ihrer Wahl.
Was darf (nicht) betont werden? Ist er genuin feminin?

Mode ist unabdingbare Existenzform in einer Welt der Bilder.
Inszenierungen werden zu einer Notwendigkeit, aber was
drücken sie aus? Ist der Gürtel Mittel der Performanz
weiblicher Zerbrechlichkeit? Oder ist er vielmehr kokettes
Accessoire in einer Zeit der körperunabhängigen Gleichberechtigung?

Genuin feminin? 3) Frauen und Mode scheinen unausweichlich verknüpft. Daher die
Grundsatzfrage, ob der Gürtel Spiegel des Bildes von Feminität
sein kann? Er sitzt an einer Stelle, die kulturell seit
Jahrhunderten als eine derer gilt die, die weibliche Form
formt. Der Taillengürtel hat keine andere Funktion als die
Betonung, aber die Inszenierung dieses Ergebnisses
über bleibt der Trägerin und ist nicht so eindeutig….






kleiner Versuch
alternativ zu den anderen Bildern

1)
Fotostrecke “Sidewalk Sleek”, in: Marie Claire, UK Edition, November 2006/219,S.318
3)
Werbeanzeige für Gianfranco Ferre, in: Marie Claire, Frankreich, Februar 2008/666